KhFO auf der Rettermesse 2014
Freitag, 26. September 2014
Die Rettermesse Wels genießt seit vielen Jahren den guten Ruf als umfassendste Sicherheitsmesse für ganz Österreich und die Nachbarländer. Auf der RETTER 2014, wie diese Messe in Kurzform genannt wird, präsentierten heuer 150 Top-Aussteller auf rund 15.000 m2 ihre Produktneuheiten sowie Trends bei der Ausstattung und Ausrüstung. Das Rahmenprogramm macht diese Messe zur Plattform für fachlichen Erfahrungsaustausch, dazu garantieren spektakuläre Outdoor-Vorführungen Spannung und Action. Kein Wunder, dass sich die an Tradition ebenso wie an Fortschritt interessierten Mitglieder der Kameradschaft höherer Feuerwehrleute dieses hervorragende Informationsangebot nicht entgehen ließen.
Der stv. Vorsitzende der KhFO, E-BFR Dr. Alfred Zeilmayr hatte im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden E-BR Josef Hackl diesen Messebesuch ermöglicht und organisiert. Kombiniert wurde diese Exkursion mit Vorträgen am Vormittag, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll. Aber der Reihe nach: 35 Mitglieder fanden sich pünktlich im Tagungsraum LONDON des Europazentrums im Messegelände Wels ein. Sie wurden ebenso wie die Ehrengäste vom Vorsitzenden E-BR Josef Hackl herzlich begrüßt, der kurz über Organisatorisches informierte und die neu hinzugekommenen Mitglieder vorstellte. Der Kommandant der FF Wels, BFR Franz Humer, hieß die Tagungsteilnehmer sozusagen als einer der Hausherren herzlich willkommen. Er freute sich, den Landesbranddirektor Dr. Wolfgang Kronsteiner und den für die Stadt Wels zuständigen Feuerwehrreferenten Stadtrat Gerhard Kroiß begrüßen zu dürfen und berichtete über die Tradition der Rettermesse. Sie habe eine sinnvolle Verbindung von Lernen aus der Erfahrung mit zukunftsorientierter Entwicklung zum Ziel. Er wünschte der KhFO und ihren Mitgliedern weiterhin viel Kraft und Gesundheit.
LBD Dr. Wolfgang Kronsteiner beurteilte seinerseits die Rettermesse als eine überaus positive Institution, die in den Bereichen der Ausbildung und Innovation den Bogen von der Vergangenheit zur Zukunft spanne. Er meinte, dass bei dieser KhFO-Tagung der Vormittag mit den vorgesehenen Vorträgen der Vergangenheit, der Nachmittag mit dem Ausstellungsbesuch der Zukunft gewidmet sei. Den Messeorganisatoren dankte er für ihr Bemühen, der Bevölkerung bewusst zu machen, dass die Feuerwehr nicht zuletzt im Katastrophenschutz und im Risikomanagement eine wichtige Rolle einnimmt. Er kam auf das ab dem Jahr 2015 in Kraft tretende Feuerwehrgesetz und die daraus resultierenden Veränderungen zu sprechen, vor allem auf das verstärkte Augenmerk auf Prävention. Auch stellte er in Aussicht, dass im Hinblick auf die Landesausstellung 2024 die Überarbeitung des Feuerwehrmuseums eine Herausforderung bringen werde und wünschte abschließend einen interessanten Verlauf des Tages.
Stadtrat Erhard Kroiß gratulierte der KhFO zum 25-jährigen Jubiläum, er freue sich, dass deren Mitglieder weiterhin wertvolle Erfahrungen einbringen und andererseits als Ausgleich zur Aktivzeit ihre Kameradschaft in entspannter Atmosphäre pflegen könne. Er wünschte der KhFO einen noch langen Bestand.
Danach wurde die Vortragsreihe von Konsulent E-BR Hans Gilbert Müller mit seinem Beitrag "Feuerwehr und Erster Weltkrieg" eröffnet. Unterstrichen mit teils drastischem Bildmaterial referierte er über die Zusammenhänge von Krieg, Sanität und Feuerwehr. Er informierte über die damalige europäische Länderverteilung, den Nationalitätenhader, die Sprachenvielfalt, Streitmächte und Waffeneinsatz sowie über Persönlichkeiten, die den Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit verursacht hatten. Er leitete zu den geschichtlichen Daten über die Entwicklung der Sanität und die Gründung des Roten Kreuzes und dessen beeindruckende Entwicklung über, die schließlich auch die Feuerwehrmänner in den Bann gezogen hatte. Die Feuerwehr wurde in der Folge mit dem Sanitätsdienst betreut, nicht zuletzt aus Gründen der Kostenersparnis. Müller berichtete über einen damals erstellten "Leitfaden für Feuerwehr-Sanitäter" (von Czermak) und dessen im Jahr 1917 erfolgte Umbenennung bzw. die Gründung des "Österreichischen Verbandes für Feuerwehr- und Sanitätsdienst". Müller beendete seinen geschichtlich fundierten und zugleich schockierenden Bericht mit einem Hinweis auf die Kosten des Krieges - 90 Milliarden Kronen - und der Feststellung, dass mit dem 1. Weltkrieg der Grundstein für den 2. Weltkrieg gelegt wurde. Es folgte eine kurze Pause um sich zu erfrischen und den Kopf für weitere Informationen frei zu bekommen.
Den nächsten Fachvortrag hielt E-BFR Dr. Alfred Zeilmayr. Aus der Reihe wichtiger Großeinsätze nach 1945 (Waldbrände am Sonnstein und am Schafberg, Wirtschaftshof Linz, US-Army Stadl-Paura) nahm er den "Brand in der Hafermühle der Firma Knorr" im Jahr 1948 heraus, um eine exakte Abfolge von Daten eines Brandes darzustellen. Es folgte eine Chronologie, beginnend mit der Firmengeschichte, der Darstellung der Betriebsanlage Wels bzw. des Brandortes, der dort befindlichen Hafermühle. Dr. Zeilmayr ging auf die damalige Ausrüstung der Feuerwehr ein, die teils alt, teils wegen der kriegsbedingten Modernisierung (Luftschutz) neueren Datums war. Er stellte die Führungskräfte vor und beschrieb die Hafermühle als Bauwerk mit einem einzigen Brandabschnitt und mit gefährlicher Nähe zu den Nachbarbauten. Die Löschwasserversorgung war durch eine Baustelle erschwert zugänglich. Ganz genau ging Dr. Zeilmayr auch auf die herrschenden Wetterverhältnisse ein und auf die Brandursache, es war ein Elevatorbrand. Aus dem interessant vorgebrachten Einsatzverlauf und der abschließenden Zusammenfassung konnte festgestellt werden, dass sich hier die sogenannte "Dominotheorie" mit ihren mehreren Ursachen überzeugend darlegen lässt: Ersten Löschversuchen folgte eine Staubexplosion, dann erst wurde der Portier verständigt. Nach 20 Minuten erfolgte die Brandmeldung, danach Alarm, die Meldung wurde als "Zimmerbrand" missverstanden, die Ausrückung geschah mit veralteten Geräten. Es erfolgte die Rückmeldung "Großalarm", die Verständigung der Nachbarfeuerwehren dauerte 45 Minuten, inzwischen herrschte Totalbrand im 2. OG, es kam zur 2. Staubexplosion, dem Bruch der Fenster, einer erweiterte Brandausbreitung und das bei stürmischem Wind. Der Brand wurde unter Kontrolle gebracht, der Abzug von der Brandstelle erfolgte am Tag danach. Die in Folge erstellte Mängelliste ergab sich aus der dargelegten Abfolge. Wertvolle Erkenntnisse wurden daraus gewonnen, unter anderem diese: Wenn man einen dieser "Dominosteine" herausnimmt, d.h. die Brandkette unterbricht, kann viel Unheil vermieden werden.
Nach einer weiteren kurzen Pause stellte sich E-BR Johann Sallaberger mit dem letzten Fachvortrag an diesem Vormittag ein, er informierte über "CTIF-Klassifizierung Historischer Feuerwehr-Automobile". Die Anregung, historische Fahrzeuge zu klassifizieren, stammte von Dr. Zeilmayr, darüber gab es 2007 einen Beschluss, entsprechende Richtlinien wurden geschaffen. Jedes klassifizierte Fahrzeug wird mit einem Zertifikat, mit Plakette und Urkunde versehen. Bisher wurden in Österreich 43 Fahrzeuge klassifiziert, in Deutschland 10. Die Kriterien für eine Bewertung sind aus den Daten in der Urkunde zu ersehen. Daraus können das Fabrikat, der Typ, der Aufbau, der Hersteller, das Baujahr, das Darstellungsjahr, Hinweise auf die Dauer im Feuerwehrdienst (im Dienst seit - außer Dienst seit), der Eigentümer/Halter, die Juroren und das Ergebnis (Klasse) entnommen werden. Sallaberger zeigte die Fahrzeuge in Bildern, die bewiesen, dass die Klassifizierung und Registrierung dieser schönen Erzeugnisse mehr als gerechtfertigt ist.
Abschließend machte E-OBR Franz Czejka auf die nächste Veranstaltung aufmerksam: Das 103. Treffen findet am 5. Dezember 2014 mit Frauen in Guttenbrunn bei Freistatt statt unter dem Titel "Advent im Mühlviertel". Czejka ersuchte um Vormerkung des Termins und um zahlreiche Teilnahme.
Zum Mittagessen begaben sich die Tagungsteilnehmer in eine umfunktionierte Halle, in der die Köche der Landesfeuerwehrschule zu einer gesponserten, recht schmackhaften Stärkung einluden. Und dann stürzte man sich hinein ins Messevergnügen, genauer gesagt in das Erlebnis der vielfältigen Angebote an neuen Entwicklungen, vor allem am Sektor Feuerwehr. Die reichhaltige, optisch sehr ansprechende Ausstellung gefiel den KhFO-Mitgliedern außerordentlich gut. Manch einer wünschte sich, es hätte die eine oder andere Erfindung schon zu seiner Aktivzeit gegeben. Auch an den vom ORF moderierten Podiumsdiskussionen (zB. über Rettungseinsätze in Höhlen) fand man großen Gefallen, ebenso an den Outdoor-Darbietungen, die spektakulär auf bewährte und auf neue Produkte aufmerksam machten. Eins muss man noch sagen: Die Rettermesse wurde mit viel Engagement auch vom ORF unterstützt, es wurde medial viel darüber berichtet, vor allem von Redakteur Klaus Obereder, der auf sympathische Art über Sicherheitsmaßnahmen berichtete und damit die Notwendigkeit der zumeist ehrenamtlich tätigen Organisationen unterstützte.