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KhFO interessiert sich für die Psyche der Brandstifter und für den PowerTower
Montag, 18. April 2011.
41 Ehrendienstgrade der Kameradschaft höherer Feuerwehroffiziere fanden sich zum 87. Treffen im großen Lehrsaal der o.ö. Landesfeuerwehrschule ein, um ihr Wissen zu erweitern. Sie wurden von ihrem Vorsitzenden E-OBR Anton Wolfram herzlich begrüßt und über den Verlauf der Tagung informiert. Wolfram las den Anwesenden ein Schreiben des Landesbranddirektors Johann Huber vor, in dem dieser seinen Entschluss zum Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen bekannt gab. Dessen Agenden werden bis zur Neuwahl im Juni von seinem Stellvertreter Dr. Wolfgang Kronsteiner geführt, er war zu Beginn der Tagung anwesend und wurde um seinen Bericht gebeten. Dr. Kronsteiner berichtete von sehr emotionalen Tagen, die der Nachricht von der überraschenden Amtsniederlegung des Branddirektors folgten. Immerhin habe Huber 20 Jahre lang den Landesfeuerwehrverband geleitet und habe damit für Kontinuität gesorgt. Nach dieser unerwarteten Wendung habe es für Kronsteiner gegolten, mit Familie und Beruf zu klären, ob er sich für eine Kandidatur als Nachfolger entscheiden solle. Heute könne er sagen: Ja, er werde sich dieser Aufgabe wahrscheinlich stellen. Dann berichtete er über das operative Geschäft im LFV, über den planmäßigen Ablauf des Neubaus und die Einhaltung des kalkulierten Kostenrahmens sowie die bereits terminisierte Eröffnung am 27.4.2012, die voraussichtlich eingehalten werden könne. Auch das Projekt "Zukunft Feuerwehr" gehe gut voran, die Planungen und Ausschreibungen verlaufen erfolgversprechend, im 3. Quartal werde über Ergebnisse berichtet werden. Zu verbessern wäre aber die mangelnde Publikation, denn über die Feuerwehr auf dem Zukunftsweg müsse offensiver berichtet werden. Es gehe nicht zuletzt darum, über die Vorhaben mit einer Sprache zu sprechen, den Ideenaustausch zu aktivieren und immer wieder bewusst zu machen, dass Menschen das Entscheidende sind. Damit leitete er bereits auf das folgende Referat über. Er wünschte den Mitgliedern der KhFO weiterhin die Energie, sich im Feuerwehrwesen auf Schuss zu halten, sich kameradschaftlich auszutauschen und - wie auch er - die Feuerwehr als Lebensinhalt zu betrachten.
Dann wurde der aus Leoben angereiste Psychiater Dr. Stefan Sinz um seinen Vortrag gebeten, den er "Der Feuerwehrmann als Brandstifter" titelte. Es ging um mögliche Voraussetzungen für Brandstiftung, jedoch in einem Bereich fernab von Feuerwehrtechnik, Einsätzen und Brandursachenermittlung: Die anamnestische Konstellation und die psychischen Vorgänge im Menschen, der Brände legt, wurden beleuchtet. Dr. Sinz untermauerte seine Ausführungen nicht nur mit den Ergebnissen seiner umfangreichen Recherchen in der Fachliteratur, er brachte auch seine eigenen Erfahrungen ein, denn er hatte jahrelang in der Strafanstalt Karlau auch mit Brandstiftern gearbeitet. Es würde zu weit führen, die Details aus diesem interessanten Vortrag hier wiederzugeben, zusammenfassend aber kann doch gesagt werden, dass es sich beim "typischen" Brandstifter um Männer jüngeren Alters handelt, dass in 50 % der Fälle Alkohol im Spiel ist, dass oft auch eine unbefriedigende familiäre Situation die Fehlentwicklung begünstigt, dass die Täter Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben, dass Rache und Beschämung als Motive in Betracht kommen und - das war eher unerwartet - dass es sich bei nur 3 % der Brandleger um Feuerwehrleute handelt.
In der anschließenden Diskussion wurden viele Fragen gestellt, auf die Dr. Sinz kompetent und ausführlich einging. Er verstand es hervorragend, die komplizierten Verknüpfungen von Ursachen und Auslösern klar zu formulieren und die Zusammenhänge so zu vermitteln, dass sie verstanden wurden. Es entstand auch der Eindruck, dass besonders am Land, wo es keine umfangreichen Aufnahmeprüfungen für Feuerwehrleute gibt wie zum Beispiel bei einer Berufsfeuerwehr, von den Kommandanten Wachsamkeit und Wissen um die möglichen Symptome eines "typischen" Brandstifters hilfreich wäre. Möglicherweise wird diese Materie künftig auch in der Ausbildung der Kommandanten thematisiert werden.
Nach dem Mittagessen stand der Besuch des Power Tower der Energie-AG auf dem Programm. Empfangen wurden die Mitglieder der KhFO von OBR Ing. Wolfgang Lehner, einem leitenden Angestellten der Energie AG, der der KhFO nicht zuletzt als Bezirkskommandant von Linz-Land nahe steht. Nach einem einführenden Film übernahm der Leiter des Facility Managements des Power Tower (so nennt man heute den verantwortlichen Hausmeister) die Führung und Erklärung der Bauweise. Im Frühjahr des Jahres 2006 wurde mit den Bauarbeiten auf einer Fläche von rund 3.750m2 begonnen. Der 70 Meter hohe Power Tower besteht aus einer Tiefgarage, einem zweigeschossigen Flachbau und dem 19-geschossigen Büroturm. Drei Jahre lang dauerten die Bauarbeiten, nun sind rund 600 Mitarbeiter aus 13 verschiedenen Gesellschaften in dem Gebäude untergebracht. Die Gebäudefassade wurde eigens für das Gebäude entwickelt. Sie ermöglicht maximale Durchsicht und Lichteinbringung mit einer minimalen solaren Wärmeeinstrahlung. Die Hülle besteht zu 60% aus Glas und zu 40% aus hochisolierenden und wärmedämmenden Materialien. Zwei Drittel der Fassade sind transparent, jedes einzelne Element ist mit einem vierfachen Isolierglas ausgestattet. Zwischen diesen Glasscheiben befindet sich eine Sonnenschutzjalousie mit speziellen Sonnenschutzlamellen. Diese reflektieren das Sonnenlicht, ermöglichen aber Durchsicht und somit kann genug Licht in die Räume strömen. Dabei wird auch die Wärme reflektiert. Durch diese Isolierung werden Heiz- und Kühlbedarf auf einem Minimum gehalten. Im Erdgeschoss erstreckt sich durch das gesamte Haus eine lichtdurchflutete Halle, die mit einer blauen Wellenwand die großen Säle für Veranstaltungen und Speisen abgrenzt. Es handelt sich um das weltweit erste Bürohochhaus, das seinen Energiebedarf für Heizung, Kühlung und Frischluftversorgung nahezu komplett mit erneuerbaren Energien aus Sonne, Erde und Wasser deckt. Der Energieturm kann vollständig auf den Einsatz fossiler Energieträger verzichten. Der Power Tower hat keine Power-Klimaanlage und auch keine herkömmliche Heizung. Hinter perforierten Kühldecken liegen Kupferleitungen, in denen Wasser zirkuliert. Diese Kühldecken geben je nach Bedarf Wärme oder Kälte ab. Die Decke hat, je nach Sonneneinstrahlung, anwesenden Menschen und Geräten, eine kühlende oder wärmende Funktion. Die Räume werden kontrolliert mit Frischluft versorgt und entlüftet. Das Wasser in den Leitungen wird von einem der zwei vorhandenen Grundwasserförderbrunnen bezogen, der zweite Brunnen versorgt das Rechenzentrum mit Kühlwasser. So viel zum Technischen.
Was aber besonders beeindruckte und begeistert fotografiert wurde, war der Rundgang am Dach des Power Tower, der einen herrlichen Ausblick auf die Stadt Linz bot. Bei einem abschließenden kleinen Imbiss, zu dem die Konzernleitung einlud, wurde über den erlebnisreichen Tag sehr positiv resümiert.